Eure Fragen und meine Antworten

Ihr stellt mir viele wertvolle Fragen. Meine Antworten teile ich hier mit Euch. Ein Blog-Beitrag, der mit euren Fragen wächst. Über deine Nachrichten und Fragen zum Buch oder zur Praxis auf Facebook und Instagram freue ich mich sehr!

Frage: Welche Rolle spielt Achtsamkeit und Meditation für die Stressreduktion?

Achtsamkeit und Meditation spielen eine ganz gewaltige Rolle! Menschen, die Achtsamkeit praktizieren oder meditieren, deren Hirne verändern sich. Die Dichte bestimmter Hirnareale (äußere Hirnrinde) nimmt ab, wenn wir „Stress“ haben und wird verstärkt, wenn wir meditieren. Diese Bereiche werden der Verarbeitung von Emotionen zugeschrieben. Dafür müssen wir noch nicht einmal sehr lange praktiziert haben. Wir müssen einfach nur anfangen und dran bleiben. Positive Effekte auf unser Wohlbefinden erleben wir sehr direkt. Für mein Buch GOODBYE STRESS habe ich die Neurowissenschaftlerin und Meditationsforscherin Britta Hölzel interviewt. Sie berichtet, dass der einfachste Weg aus dem Hamsterrad ein Bodyscan sein kann. Meine Erfahrung ist, dass Meditation und Achtsamkeit uns darin trainieren, klar und entspannt zu bleiben. Wir empfinden weniger häufig Druck und Anspannung, weil wir Emotionen wie Frust, Angst, Ärger, Zorn nicht so oft triggern. Wir sind mehr im Hier und Jetzt verankert und nicht so sehr in den Sorgen- und Problemschleifen. Die Aufmerksamkeit auf die Atmung in den Körper zu bringen, hat einen riesengroßen Effekt. Das macht glücklich.

Achtsamkeit

This is it!

Iris: Eine häufige Angst ist ja die Angst vor Krankheiten. Wenn ich nun bestimmte Symptome habe - sei es auch nur ein Schnupfen – und dann Angst vor einer schlimmen Krankheit bekomme. Wie kann ich diese Symptome als „Kitzeln“ oder „Herausforderung“ annehmen bzw. in etwas Positives umwandeln?

Ich verstehe dich total gut. Ich habe mich lange Zeit selbst als „Hypochonder“ betrachtet. Wenn die Symptome einer Krankheit in einer Zeitung beschrieben wurden, konnte ich diese Symptome in meinem Körper spüren. Bei meinem ersten Schweige-Retreat vor über 20 Jahren, habe ich etwas Interessantes festgestellt: Wir haben die Vipassana-Meditation geübt, eine Meditation, in der du deinen Körper scannst. Ich habe bemerkt, dass ich das sehr gut konnte. Ich hatte einfach ein sehr gutes Gespür für meinen Körper. Ich bin kein Hypochonder. Ich kann mich einfach nur gut spüren. Die Tatsache, dass ich nicht „verrückt“, sondern nur sensibel bin, hat mir geholfen. Vielleicht hilft es dir auch, dir zu sagen, dass du dich sehr gut spürst, dass es aber nicht bedeutet, dass du eine Krankheit hast. Das Wichtigste aber ist, eine tägliche Praxis zu entwickeln. Und ich meine wirklich täglich. Eine Praxis, die dir gut tut, bei der du dich freust, endlich weiter machen zu dürfen. Bei mir ist das die Yogapraxis. Das kann auch eine Geh- oder Sitzmeditation sein. Am besten unter Anleitung einer erfahrenen Lehrerin.

Gelassenheit

Sich gehen lassen

Micha: Wie lernt man, gelassener zu sein?

Gelassenheit lernen wir indem wir — ich bemühe jetzt das vielzitierte Wort — loslassen. Loslassen würden wir ja alle gerne, aber was bedeutet das? Und wie soll das gehen? Wenn ich nicht gelassen bin, dann liegt es daran, dass ich an Etwas festhalte: Ich bin nicht gelassen, weil ich etwas haben will, oder etwas nicht haben will. Auf jeden Fall will ich etwas anders haben, als es gerade ist. Wenn wir nicht gelassen sind, dann versuchen wir, Menschen und die Welt um uns herum zu kontrollieren. Das ist sehr anstrengend und im End hat es noch nie geklappt. Wenn ich nicht gelassen bin, dann erkenne ich sehr alte und gut eingespielte Verhaltensmuster in mir, die ich durch jahrelanges Training in Hirn und Körper eingespeist habe. Das sind Autopiloten aus der Vergangenheit, die mich auf eine bestimmte Art und Weise „austicken“ lassen. Ich reagiere einfach nur. Da ist nicht viel Bewusstsein und oft ein großes, verletztes Ego hinter. Erkenne, dass es keinen Sinn macht, dasselbe alte Programm weiter abzuspielen. Es hilft nicht. Es bringt nur Ärger, Anstrengung und Anspannung. Gelassener werden wir, wenn wir uns „gehen lassen“ können. Wenn wir den Willen, etwas anders haben zu wollen, loslassen. Wenn wir entspannen. Die Stille der Natur kann uns helfen. Mir hilft der Anblick von Bäumen und von Wasser. See, Fluss, Meer. Egal. Sie erinnern mich daran, dass diese Qualitäten auch in mir sind. Kraft und Stille.

Frage: Wie kann ich permanente Angespanntheit auflösen?

Dauerspannung kennen sehr viele Menschen. Was viele nicht wissen, ist, dass wir eine angeborene Antwort auf Hochspannung haben: das neurogene Zittern. Unser Körper ist dafür gemacht, Überspannung, Druck und Blockaden zu entladen. Er tut es in Momenten, in denen er sich unbeobachtet fühlt und wir die Kontrolle abgeben. Beim Einschlafen tritt das Bein gern nochmal aus. Viele erleben dieses feine Zittern nach dem Sex. Es schaudert uns, wenn uns etwas unter die Haut geht. Beim Sport wollen die beanspruchten Muskeln die Spannung sehr direkt abschütteln. Es ist eine instinktive Antwort auf körperliche Überspannung, die wir im Alltag tatsächlich unbewusst unterdrücken. Rückenschmerzen, Zähneknirschen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Prüfungsangst/Lampenfieber und Konzentrationsprobleme sind mögliche Folgen. Die gute Nachricht ist, dass wir das Zittern nachträglich zulassen können und so Blockaden, Verspannungen und Spuren der Angst löschen können. Wir können es an- und ausschalten so oft wir wollen. Wir gehen danach befreiter und entspannter durchs Leben!

Gemeinsam mit meiner Freundin Katty Salié, der wunderbaren Moderatorin (ZDF-Aspekte), die auch das Hörbuch zu GOODBYE STRESS gesprochen hat, habe ich ein Video produziert, das zeigt, was es mit dem neurogenen Zittern auf sich hat und wie es geht:

Nach meiner Erfahrung ist der Psoas-Muskel (s. Video) ein sehr guter Ansatzpunkt, um sich mit dem natürlichen Zittern wieder vertraut zu machen. Hier ist es besonders leicht, das Zittern hervorzurufen. Haben wir jedoch wieder ein Gefühl für das natürlich einsetzende Zittern gefunden, werden wir feststellen, dass der gesamte Körper Ausgangspunkt für das heilsame Vibrieren sein kann. Es passiert genau dort, wo der Fluss von Lebensenergie blockiert ist. Ist die Blockade aufgelöst, spürst du deine Lebensenergie im ganzen Körper.

Seit über 20 Jahren arbeite ich mit dem Menschen, dem Körper und dem Atem und es erfüllt mich jedes Mal mit Demut, wenn ich beobachten darf, wie Druck und Blockaden aus einem Körper schwinden. Dieser Prozess geht immer mit einer Form des Zitterns einher, ein sanftes inneres Beben, der Körper vibriert, mal zart, mal ruckartig. Es ist der Moment, in dem Transformation passiert. Dein Körper ist voller Wunder und spricht den ganzen Tag mit dir. Alles in dir strebt nach Fluss und Leichtigkeit, nach Einheit von Körper, Geist und Seele. Du kannst neu lernen, wie das geht, das Tiefenentspannt-Sein.

Sabine: Wie schafft man es im Alltag, sich mal rauszunehmen und innezuhalten? Ich habe das Gefühl dass alle(s) an mir zerren und ich keine Zeit für mich finde.

Wenn du keine Zeit für dich findest, heißt das, dass du dich selbst hinten anstellst. Du stehst in der Warteschlange und lässt alle anderen vorgehen. So kommst du niemals dran. Denn es gibt immer etwas, was vorher noch getan werden könnte. Sich hinten anzustellen ist eine wunderbare Qualität, aber wenn du darunter leidest, ist es höchste Zeit, etwas zu verändern. Ich verrate Dir, wie ich das ernsthaft handhabe: Ich bin selbständig. Wenn meine Kalender-Woche zur Hälfte (!) voll ist, bedeutet das für mich, ich bin für diese Woche ausgebucht. Dann nehme ich keine weiteren Termine in dieser Woche an. Denn ich weiß, ich habe noch Kinder, mache gerne Yoga und liebe ausgedehnte Spaziergänge. Es gibt also eine klare, innere Grenze, ab der ich „Nein“ sage. Auch wenn du nicht selbständig bist, kannst du dir selbst, ein paar Stunden in der Woche für dich reservieren. Ich meine noch nicht einmal ein paar Stunden am Stück. Sondern mindestens 3x die Woche – am liebsten täglich – eine kleine Auszeit für dich. Diese Stunden sind „heilig“. In der Zeit machst du Dinge, die dir Freude bereiten. Und wenn etwas (wirklich) wichtiges dazwischen funkt, wie z.B. ein krankes Kind, dann akzeptiere das als Ausnahme von der Regel. Mache am nächsten Tag weiter. Du bist wichtig!

Maria: Wie komme ich aus der Stressspirale raus, nicht nein sagen zu können?

In einem Coaching würde ich dich fragen: Was ist das Schlimmste, was passieren könnte, wenn du „Nein“ sagst? Was würde passieren, wenn du aufhören würdest, es allen recht zu machen, und anfangen würdest, es dir recht zu machen? Was würde passieren, wenn du deine Versuche aufgeben würdest, den eigenen Erwartungen an dich selbst gerecht zu werden? Der eigene Anspruch ist oft eine Latte, die wir so hoch anlegen, dass wir sie nicht „heil“ erreichen können. Wenn wir uns diese Fragen stellen, kommen wir den tieferliegenden Ängsten näher. In meinem Buch GOODBYE STRESS habe ich unsere Ur-Ängste in drei Kategorien zusammengepackt und erläutere darin, wie wir mit ihnen umgehen können: Verlustangst („ich könnte etwas verlieren“), Angst, vor dem Nichts („wäre ich dann noch ich, wenn ich diese Eigenschaft wirklich aufgeben würde?“) und die Angst, nicht geliebt zu werden und nicht liebenswert zu sein. Was ist deine tieferliegende Angst? Erkenne diese Angst und verabschiede dich Schritt für Schritt von ihr — wie in der nachfolgenden Übung.

Mind Shift
  • 1 MIN

Nein!

Du willst Nein-Sagen lernen? Da hilft dann nur eins: Trainieren! Fange an „Nein“ zu sagen. Beginne in belanglosen Situationen:

Nein, ich möchte keinen Keks.
Nein, ich möchte nicht ins Kino.
Nein, es fühlt sich nicht gut an.

Fühlt sich ungewohnt an, oder? Gut so! Dann hast du alles richtig gemacht. Denn ein neues Verhaltensmuster kann erst einmal ein komisches Gefühl hervorbringen. Wenn du zum ersten Mal einen Handstand machst, ist das Gefühl merkwürdig. Machst du es öfter, wird es natürlich.

Zum Nein-Sagen-Lernen gehört auch:
Hör auf, dich für dein „Nein“ zu rechtfertigen. Du musst es auch nicht erklären. Es ist okay, nein zu sagen. Und es bedeutet nicht, dass du jemanden nicht mehr lieb hast.

Ich habe dich gern und meine Antwort ist „Nein“!

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